Kunstprojekt „Platz nehmen“
Neulengbach, Hauptplatz, 3.6.2023


Ein Stuhl ist ein vertrauter Gegenstand. Etwas, das wir alle jeden Tag benutzen, ein Objekt, das speziell für den menschlichen Körper geschaffen wurde. Der Stuhl ist eine physische Erinnerung an die menschliche Besetzung des Raums, ein Stellvertreter für Menschen, die sich derzeit nicht im Raum aufhalten.
Das Sitzen auf jeglicher Art von niedrigen Hockern bildete sich historisch mit der Sesshaftigkeit der Nomadenvölker heraus. Der Thron als Urform unseres hohen Sessels war im Altertum Göttern, Herrschern und Königen als Hoheitsform vorbehalten", Der Sessel war lange ein soziales Entscheidungsinstrument jenen gegenüber, denen nach der Rangordnung keine Sitzgelegenheit zustand. Sitzordnungen verdeutlichten die Hierarchie zwischen denen, die Stühle "be-sitzen" durften.
Der Sessel ist etwas, womit sich Künstler/innen seit Jahrhunderten auseinandergesetzt haben.
Das Objekt Sessel erhielt in Gemälden und später in Fotografien auch die Bedeutung für eine abwesende Person, der leere Stuhl von jemand Bedeutendem, oder der umgeworfene Stuhl kann auf eine Konfliktsituation verweisen.
Und genau das wollen wir heute auch versuchen die mitgebrachten Sessel in den neu entstandenen Raum zu stellen. Dem Sessel und uns Platz geben. Platz nehmen.
Dabei werden wir nach und nach die Sitzgelegenheiten in verschiedene Aufstellungen bringen und dabei die jeweiligen Bedeutungen dieser Konstellationen besprechen.